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Rezension: Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora

Glücksgefühle für Genrefans

von Laurina Peter und Carmen Brohl (2018)

Wer träumte nicht schon einmal davon? Ein Aufbruch in eine neue Welt, um die Wurzeln seiner selbst und seiner Liebsten zu erkunden. Der Regisseurin Katja von Garnier gelingt es, in dem – vorerst – letzten Teil der Ostwind-Trilogie die Traumgeschichte junger Mädchen zu vollenden.

Innerhalb der letzten beiden Teile durften die Zuschauer bereits die Protagonistin Mika (Hanna Binke) kennenlernen, die, kaum angekommen auf dem Pferdehof Kaltenbach, das wildeste Pferd zu bändigen zu wusste. Durch den drohenden Verkauf des Hofs und der sich entwickelten Liebesbeziehung zwischen Mika und Milan (Jannis Niewöhner) wurden Kinogänger in den Bann gezogen. Der dritte Teil erzählt nun von Mika, wie sie mit ihrem Pferd Ostwind nach Andalusien aufbricht, um das Geheimnis eines mysteriösen Brandzeichens zu lüften. Vor Ort erlebt Mika viele Abenteuer, bis der Film mit einem emotionalen Höhepunkt endet.

Anders als bereits ähnliche Pferdeproduktionen wie „Wendy“ oder „Bibi und Tina“, braucht „Ostwind 3“ weder Gesang noch große Liebesdramen. Jedoch werden bei diesem Film die typischen Genremotive der Zwangsenteignung eines Gestüts und des Aufbruchs bzw. der Reise aufgerufen, wodurch sich der Film dennoch in die Reihe der klassischen Pferdedramen einordnen lässt.

Im Zentrum des Films steht vorrangig das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Dies wird durch die hervorragende Kameraführung und die Aufnahmen der Wildpferde von Florian Emmerich entsprechend zur Geltung gebracht. Durch die passende musikalische Unterstützung wird insbesondere dem pferdebegeisterten Publikum ein verträumtes Spektakel geboten. Der gelungene Schnitt und die überzeugende schauspielerische Fähigkeit von Hanna Binke lassen vergessen, dass die Darstellerin vor dem ersten Film nie in Kontakt mit Pferden gekommen ist. Besonders deutlich zeigt sich die mentale Verbindung zwischen Ostwind und Mika im Set Piece eines traditionellen Pferderennens von Ora. Innerhalb dieses Rennens kann ebenfalls die gelungene Masken-, und Kostümarbeit hervorgehoben werden, die das spanische Flair künstlerisch vermittelt. Dafür scheint allerdings die darstellerische Leistung häufig überzogen. Paradebeispiel hierfür ist die „Hippie-Pferdefrau“ Tara, gespielt von Nicolette Krebitz. Sie lebt in einer Ruine und räkelt sich gelegentlich unfreiwillig komisch auf den Rücken ihrer Wildpferde. Trotz der bekannten Gesichter wie jenes von Lea van Acken (Sam), die bereits in hervorragenden Filmproduktionen wie „Anne Frank“ ihre schauspielerische Leistung zum Besten gegeben hat, zeichnet sich dieser Film letztlich durch seine Eindimensionalität aus. An dieser Stelle sollte deutlich darauf verwiesen werden, dass es das unvorteilhafte Drehbuch ist, dass den sonst hochwertigen Cast ins schlechte Licht rückt.

Während der Film aus Kindersicht als durchaus gelungen bewertet werden kann, stellt sich die Frage, was gemäßigt pferdeinteressierte Zuschauer von „Ostwind 3“ halten sollen. Denn die Story ist an vielen Stellen vorhersehbar, zum Beispiel wenn Mika in der Bibliothek Bücher durchsucht. Ausgerechnet ist es hier das letzte, verstaubte Buch in der Ecke, welches ihr zur Entschlüsselung eines Brandzeichens verhilft. Für Genrefans und die Zielgruppe junger Mädchen, muss die formulierte Kritik allerdings keine Einschränkung für das Filmvergnügen darstellen.

„Ostwind 3 – Aufbruch nach Ora“ bietet eine gelungene Fortsetzung der Pferdefilmreihe. Katja von Garnier erschafft für Fans der ersten beiden Teile eine gelungene, emotionale Weiterführung, die sicherlich alle Pferde- und Naturfreunde zu begeistern weiß.