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Titelbild
Orr, Wendy:
Der Ernstfall oder Fang an zu leben!
Aus dem australischen Englisch von Ursula Schmidt-Steinbach
Aarau u. a.: aare 1998
220 S.

Orr, Wendy: Der Ernstfall oder Fang an zu leben!

So werde ich nicht 18!

von Sabine Sporing und Britta Mittmann (1999)

Ein gewonnenes Karateturnier, ein Kuss von Hayden – das Leben hat Anna viel zu bieten, dann der Autounfall. Schwer verletzt wird sie ins Krankenhaus eingeliefert. Trotzdem zweifelt Anna nicht dar an, irgendwann als Sportlehrerin zu arbeiten. „Ich bin schneller wieder gesund als alle, die du bisher erlebt hast. Jede Verletzung kann besiegt werden, es ist nur eine Frage der Entschlossenheit und ich bin entschlossen. Sechs Monate sind genug, ich werde so nicht achtzehn.“ Statt der erwarteten gesundheitlichen Fortschritte folgen Rückschläge. Mehr und mehr wird Anna bewusst, dass die Unfallfolgen fortan ihr Leben bestimmen. Auch ihre Beziehung zu Hayden bleibt davon nicht unberührt. Anna erkennt, dass Mitleid keine Basis für eine Beziehung ist, und zieht daraus die Konsequenzen. Es ist eine langwierige innere Auseinandersetzung, bis Anna ihre Verletzungen als bleibende Behinderung akzeptiert. Hierbei bekommt sie Unterstützung von ihrem neuen Freund Luke.

In dem Jugendroman „Der Ernstfall oder Fang an zu leben“ stellt Wendy Orr aufgrund eigener Erfahrungen Annas Konfrontation mit der plötzlichen Behinderung einfühlsam und überzeugend dar. Der Schwerpunkt liegt auf Annas innerem Kampf gegen Schmerzen und Resignation und für eine neue Lebensperspektive. Annas Verhalten ist die bissige Ironie ihrer Gedanken nicht anzumerken. Die benutzte Jugendsprache ist nicht übertrieben oder aufgesetzt. Allerdings wirken die Zwiebel-Gedichte in der deutschen Übersetzung manchmal nicht so gelungen. Anna reflektiert hier über sich selbst und über ihre neue Situation. Auf das Motiv der Häutung bezieht sich auch der Titel der australischen Originalausgabe "Peeling the Onion". Anna findet schließlich den Mut, sich trotz Behinderung und Hilfsbedürftigkeit einem neuen, selbst bestimmten Leben zuzuwenden. Dieser Optimismus vermittelt sich auch dem Leser.

Leseprobe


Zum selben Thema erschienen:
Günzel-Horatz, Renate:
Einfache Fahrt
Düsseldorf: Patmos 1999
184 S.

Die 17-jährige Lena möchte die Beziehung zu ihrem Freund Fabian beenden. Bevor es dazu kommt, verunglückt Fabian, er wird sein Leben lang schwerstbehindert bleiben. Lena wird in die Rolle der Pflegerin gedrängt und gerät dadurch in ein Dilemma: Bleibt sie bei ihm, macht sie sich schuldig gegenüber sich selbst; geht sie, macht sie sich schuldig gegenüber Fabian. Renate Günzel-Horatz beschreibt in „Einfache Fahrt“ einen moralischen Konflikt, mit dem der Leser sich auseinander setzen muss.