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Leseprobe „Eulengesang“

PCB: Heißt es nicht vor allem Angst vor Nähe?
Rebecca (lacht): Es hat sich mir doch noch niemand genähert! (Hört auf zu lachen, springt erregt weiter.) Ich denke – und wenn ich daran denke, fühle ich mich beschissen –, daß heute niemand mehr weiß, was Nähe ist! Alle bieten dir ihren Körper oder ihren Intellekt an – gerade das, was verwechselbar ist. Aber wer bietet mir seine nächtliche Angst an, wenn er nicht einmal die Ursache kennt? Wer will, daß ich das Lied von der Schleiereule für ihn singe, das ich mir ausdachte, als ich klein war und meine Eltern mich allein zu Hause ließen? Wer hört mir zu, wenn ich schweige? Und wer sagt: Geh nicht weg, wenn ich nach der Türklinke greife?
PCB: Willst du dich eingeengt fühlen?
Rebecca (schreit): Ich will, daß mich jemand braucht! MICH! Keinen Sex, kein gemeinsames Lösen von Problemen, kein Spiel zu zweit, keine Harmonie, kein Abreagieren! MICH!
(S. 97 f.)