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Leseprobe: "Der unvergessene Mantel"

Ich wies darauf hin, dass wir eindeutig am Meer sein mussten, da der Sand nass und matschig war und Muscheln, Seetang und sogar Seesterne herumlagen.
„Und wo ist es dann?“
„Vielleicht ja verschwunden. Vielleicht hat euer Dämon es verschwinden lassen. Das tut er doch, oder? Dinge verschwinden lassen.“
„Hörst du bitte auf, über ihn zu reden? Weißt du denn nicht, dass er dich hören kann, wenn du über ihn redest? Wenn er uns erwischt, bist du schuld!“ „Wenn er euch erwischt, wäre ich total überrascht. Weißt du denn nicht, dass es ihn in Wirklichkeit gar nicht gibt? Und Menschen verschwinden nicht einfach so.“
„Viele Menschen verschwinden einfach. Fast alle, die wir kennen, sind verschwunden. Deswegen mussten wir ja unsere Heimat verlassen – weil die Leute dauernd verschwanden.
Am Strand war es windig und ich bereute, dass mein Pullover nun als Gebetsschal diente. Niemand war unterwegs und alles schien stillzustehen. „Vielleicht sind wir ja bereits verschwunden“, sagte ich. „Vielleicht ist das hier der Ort, wo man nach dem Verschwinden hinkommt.“
„Mit der Zeit gewöhnst du dich ans Verschwinden“, sagte Dschingis, der sich benahm, als gehörte ihm der ganze Strand. (S.73f.)