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Boone, Josh (Regie): Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Kann man als "tickende Zeitbombe" lieben?
von Lorena Schunk und Juliane Ossenkopp (2017)

Das Melodrama „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von Josh Boone ist eine energiegeladene und gefühlvolle Adaption des gleichnamigen Bestsellerromans von John Green. Es handelt von der 16-jahrigen Hazel Grace Lancester (Shailene Woodley), die an Krebs erkrankt ist. Sie kann nicht mehr selbstständig atmen und trägt daher immer eine Sauerstoffflasche mit sich. Auf Wunsch ihrer besorgten Eltern besucht sie eine – ihr verhasste Selbsthilfegruppe – für jugendliche Krebspatient*innen. Dort lernt sie jedoch den ‚schillernden‘18-jährigen Augustus ‚Gus‘ Waters (Ansel Elgort) kennen, in den sie sich verliebt und mit dem sie schließlich zusammen nach Amsterdam fährt, um ihren Lieblingsautor Peter van Houten (Willem Dafoe) zu treffen. Bei ihm erhoffen sie sich Antworten auf den plötzlich endenden Roman Ein herrschaftliches Leiden. – Die Frage, die sich eigentlich stellt ist jedoch, ob man jemanden lieben kann, wenn man als eine "tickende Zeitbombe" den Tod fürchten muss?

Dass diese Frage – trotz aller Tragik –bejaht werden kann, liegt nicht zuletzt an Shailene Woodley und Ansel Elgort, die schon in anderen Filmen gemeinsam spielten und auch hier überzeugen. Die Themen Tod und jugendliche Liebe werden von ihnen mit sehr viel Fingerspitzengefühl verkörpert; sie erzeugen bei den Zuschauer*innen oft bittersüßen Schmerz. Denn die Figuren strahlen sowohl existenzialistische Tiefe als auch Lebensfreude aus, womit sie trotz der Krankheit Hoffnung und Mut verkörpern, gerade weil sie sich ihrer Emotionen nicht schämen – oder wie Gus sagt: „Emotionen verlangen gespürt zu werden“. Deshalb entladen sich Wut und Schmerz auch zuweilen ekstatisch. Zudem ziehen die Voice-over-Kommentare von Hazel die Zuschauer*innen noch mehr in die Welt der Figuren hinein: So wird die Tragik zwischen einem normalen Teenagerleben und dem Leben-Müssen mit einer tödlichen Krankheit verdeutlicht. Dabei werden sowohl die Ängste vor dem Sterben als auch die altersentsprechenden jugendlichen Sorgen teils existentialistisch, teil humorvoll dargestellt; damit entfaltet der Film einen besonderen emotionalen Sog, der John Greens Roman nicht nachsteht.

Die Adaption ist dem Regisseur Josh Boone also sehr gut gelungen: Die Verfilmung ist nie kitschig, sondern immer ernsthaft inszeniert. Es wird viel mit ausdrucksstarken Nah- und Großaufnahmen gearbeitet. Die oft mitreißende Musik spiegelt das Geschehen auf der Leinwand wider, stimmt teilweise melancholisch und erzeugt auch Spannung. Insgesamt kann Das Schicksal ist ein mieser Verräter als ein außergewöhnlicher Film bezeichnet werden, der den Zuschauer*innen neben filmästhetischem Genuss auch Mut und Kraft schenken kann: Trotz einer tödlichen Krankheit darf man sich selbst, die Hoffnung und den Lebensmut und die Liebe nicht aufgeben. Deshalb eignet sich das Werk auch für schulische Kontexte.