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Biermann, Franziska:
Herr Fuchs mag Bücher
Hamburg: Rowohlt 2001
(rororo rotfuchs 21149)
64 S., € 10,50

Biermann, Franziska (Text und Illustration): Herr Fuchs mag Bücher!

Achtung! Bücherfresser!

von Jutta Peckmann (2004)

Der kleine Herr Fuchs mag Bücher. Er verschlingt eins nach dem anderen. Und zwar buchstäblich! Nachdem er ein Buch gelesen hat, wird es ordentlich gesalzen und gepfeffert und dann mit all seinen Buchstaben, Wörtern, Sätzen und Seiten genüsslich verspeist.

Leider ist das Lesefutter aber nicht ganz billig. Und so kommt es, dass der kleine Herr Fuchs, um seinen großen Hunger zu stillen, sein gesamtes Hab und Gut verpfändet und schließlich gar kein Geld mehr hat. Seine Rettung scheint die Bücherei zu sein: „Kilometerweit nichts als Bücher – Regale, gefüllt von oben bis unten. Lecker, lecker!“ Der kleine Herr Fuchs kann es kaum glauben, dass man all die Bücher umsonst mitnehmen darf, und eine Zeit lang geht es ihm richtig gut. Dann allerdings wird die Bibliothekarin misstrauisch und entlarvt ihn: „Sie Bücherfresser! [...] Nehmen Sie sofort Ihre Schnauze aus unseren Romanen!“

Der kleine Herr Fuchs bekommt Hausverbot in der Bücherei und muss sich, mittellos wie er inzwischen ist, mit billigen Prospekten und Altpapier über Wasser halten. Sein Zustand ist miserabel und wird, wie sein gesamtes Schicksal, von Franziska Biermann, in eindrucksvollen Bildern festgehalten. Wir sehen den kleinen Herrn Fuchs mit dunklen Augenringen und struppigem Fell, geplagt von Verdauungsproblemen, auf seiner Toilette sitzen. Die rosa Badezimmerkacheln und das geblümte Toilettenpapier erinnern noch an bessere Zeiten, doch der Stuhlgang von Herrn Fuchs sieht übel aus. Die querschnittartige Darstellung des Klos ermöglicht einen direkten Blick auf seinen Inhalt und der zeigt, wie schlimm es um den kleinen Herrn Fuchs steht. Waren es zunächst noch schmackhafte Texte über Gänse, die wir ihn auf den ersten Seiten verschlingen sahen, so sind es jetzt nur noch die unverdauten Schnipsel der Reklameblättchen: ein läppisches M, ein E und Angebote aus Meyers Feinkostladen.

So wichtig wie alles Gedruckte für den kleinen Herrn Fuchs ist, ist es auch für die Bilder. Durch das gesamte Buch hindurch gibt es immer wieder Kleingedrucktes zu entdecken. Tapeten, Tischdecken, Sofabezüge, diverse Beschriftungen und gerahmte Fotos im Hintergrund – alles Drucksache. Collageartig verbindet Franziska Biermann diese realistisch abgedruckten Elemente mit einer überzeugenden, plakativen Malweise. Mit starken schwarzen Konturen im Kontrast zu satten farbigen Flächen gestaltet sie ihre ausdrucksstarken Figuren und Räume.

Der kleine Herr Fuchs wird in seiner Not letztendlich kriminell. Mit einer Wollmütze über dem Kopf überfällt er die „Buchhandlung an der Ecke“. Seine Beute: „24 dicke Schwarten“! Doch noch bevor er die siebente verschlungen hat, wird er verhaftet. „Und zwar wegen gemeinen und hinterlistigen Bücherraubes.“ Der kleine Herr Fuchs landet im Gefängnis. Bei Wasser und Brot! Schlimmer kann es gar nicht kommen. Er muss etwas unternehmen. Und tatsächlich hat der kleine Herr Fuchs eine geniale Idee ...

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