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Titelbild
Hines, David:
Batman kann nicht fliegen
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Würzburg: Arena 1999
(Chili 2602)
124 S., € 7,90

Hines, David: Batman kann nicht fliegen

Flugversuche

von Christian Bittner (2001)

Natürlich kann Batman fliegen! Das jedenfalls behauptet David und klettert aufs Hausdach, um es seiner Mutter zu beweisen. Doch anstatt ihren Sohn von diesem Unfug abzuhalten, fordert diese ihn schlicht auf: „Also, wenn du springen willst, dann spring.“ Und so findet sich David mit gebrochenem Bein im Krankenhaus wieder...

Der Junge wohnt zusammen mit seiner Mutter im Haus der Großeltern in London. Davids Mutter verdient ihr Geld als Prostituierte. In einfacher, dialogreicher Sprache schildert der Ich-Erzähler David Episoden seiner Kindheit und Jugend. Ohne Wertung und Reflexion beschreibt er die Ereignisse, will vieles, wie beispielsweise die ,Arbeit’ seiner Mutter, nicht wahrhaben: „Zuerst dachte ich, sie würden davonfahren, dann schaltete er die Scheinwerfer aus. Ungefähr zehn Minuten später öffnete sich die Wagentür, meine Mutter stieg aus, strich ihren Rock glatt und kam rasch auf das Haus zu.“

Neben dem ungewöhnlichen Beruf wird vor allem das ambivalente Verhältnis von Mutter und Sohn thematisiert. David erzählt, wie sich seine Mutter einerseits verständnisvoll und energisch für ihn einsetzt: Sie gibt ihm Kondome, damit er mit Mädchen nicht „irgendwie in Schwierigkeiten“ kommt; nach einem Zwischenfall im Schwimmbad – der Bademeister belästigt David sexuell – knöpft sie sich den Übeltäter vor und schärft ihrem Sohn ein: „Du darfst keine Angst davor haben, Warum zu fragen und Nein zu sagen.“ Auf der anderen Seite verreist sie tagelang mit Freiern, David bleibt allein bei seinen Großeltern. Seinen Geburtstag vergisst sie und erscheint trotz Ehrenwort nicht auf einer für David so wichtigen Preisverleihung bei einem Kunstwettbewerb.

Als die Großmutter stirbt und sie ihr Zuhause verlassen müssen, beginnt für die beiden der soziale Abstieg. In einem schäbigen Appartement – das Bett des Jungen ist nur durch einen Vorhang vom übrigen Raum getrennt – schafft Davids Mutter an, gerät immer häufiger an die Falschen, wird verprügelt. David verwahrlost mehr und mehr, streunt allein durch London auf der Suche nach etwas Geld und Essen. Ein älterer Herr nimmt sich seiner an, lädt ihn zum Essen und anschließend zu sich nach Hause ein. Beinahe zu spät erkennt David, dass er auf den Spuren seiner Mutter ist, doch: Batman kann fliegen! „Ich holte tief Luft und es wurde der beste Sprung meines Lebens.“

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