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Leseprobe „ Enno Anders oder Löwenzahn im Asphalt“

Auf Mamojusave haben wir selbstverständlich auch Tauben. Und wie alle anderen Lebewesen auf Mamojusave können die Tauben bei uns sprechen. Sie fangen auf die Minute genau eine Woche nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind damit an. Nur ganz selten kommt es vor, dass eine Taube anders ist als die anderen. Wer sich auskennt und ganz genau hinsieht, kann manchmal schon am Taubenei erkennen, dass diese Taube anders sein wird. Die Eier der andersartigen Tauben haben nämlich einen ganz feinen Glanz, sie schimmern ein wenig wie Perlmutt. Aber dieser Schimmer ist so unscheinbar, dass sogar die meisten Mamojusavener ihn nicht wahrnehmen. Die Tauben selbst sehen genauso aus wie alle anderen Tauben, aber sie fangen nicht an wie ihre Artgenossen nach einer Woche an zu sprechen. Sie sprechen gar nicht, sondern gurren nur wie die Tauben auf der Erde. Wir Mamojusavener wissen dann: Aha, dies ist eine besondere Taube! Wir hegen und pflegen sie und warten auf den großen Tag. Denn wenn diese besonderen Tauben ausgewachsen sind, fangen sie mit einem Mal an zu singen. Sie singen so wunderschön, dass jeder, der sie hört, ganz tief in seinem inneren davon berührt wird. Die Melodie ist wie eine Explosion der Töne, als würde eine ganze Wiese mit vielen verschiedenen bunten Wildblumen auf einen Schlag anfangen zu blühen, oder wie ein gigantisches Feuerwerk, das unerwartet den nachtschwarzen Himmel erhellt.